EEFELKANK

In der Session 1937/38 wurde ich, die EEFELKANK, bei feuchtfröhlicher Stimmung im Hotel Union von drei “Bummlern” namens Hubert Seeger, Kaspar Blaß und Willi Engels aus der Taufe gehoben. Ich war das Kind einer Wette zwischen Dreien und “Frittewellem”, alias Willi Möllerfeld, dem Unionswirt.

Und in der Tat. Die Drei beließen es nicht bei der Absicht. Bald waren rührige Bundesbrüder gefunden, die in der Gründungsversammlung als Paten an der Wiege der neuen Karnvalsgesellschaft standen. Es waren neben

– Hubert Seeger (de Mell)  als Präsident
– Willi Engels  als 1. Vorsitzender
– Kaspar Blaß  als späterer Kommandant

die Aktivisten Josef Kohl, Josef Thonnard, Mattthias Jansen, Jakob Derjung, Josef Hammesfahr, Jean Willms, Oswald Carlitz, Ludwig Röber, und Engelbert Hilgers. Ihnen stand beratend zur Seite der Eschweiler Heimatdichter Peter Bündgen, der der neuen Gesellschaft ihren Namen gab. Weil unser Ort an der nördlichen Kante der Eifel liegt, ward der Name “EEFELKANK” geprägt. Was man aus mir gemacht hat, will ich, die “EEFELKANK” erzählen.

Die große Gründungs und Gala-Damensitzung unter der Präsidentenschaft von “Os Mell” fand am 20. Februar 1938 im Saale Seeger statt. Unsere damalige Heimatzeitung “Bote an der Inde” berichtete überschwänglich über mich und diese meine erste Sitzung.

Im 2. Jahr meines Bestehens bedurfte es bereits zweier Sitzungen – im Februar 1939 -, um dem inzwischen groß gewordenen Interesse am Hastenrather Karneval gerecht zu werden.

Es folgte im Sommer des gleichen Jahres die große Ernüchterung in Gestalt des zweiten Weltkriegs, der über die nächsten sechs bzw. sieben Jahre alle karnevalistischen Aktivitäten unterband. Viele meiner Mitglieder und Freunde wurden Soldat, manche kehrten nicht mehr heim, und ich mußte mich fragen: Was wird aus mir? Aber: Aus Not und Ruinen, die der Krieg hinterlassen hatte, erwuchs neues Leben. Im Januar 1947 fanden sich auf einer ersten Versammlung in der “Kanne” bei Wellemse Tünn – meine alte Heimstätte, die Gastwirtschaft Seeger samt Saal, war völlig zerstört – 14 Aktivisten ein, um auch mir der Karnevalsgesellschaft EEFELKANK, wieder auf die Beine helfen.

Halt, etwas muss ich hier noch einfügen: Als Maskottchen gab man mir einen Zwerg.

Mein 11. Geburtstag wurde natürlich gebührend gefeiert. Ein erster Büttenmarsch wurde uraufgeführt (Jo, jo, jo mieh sind ad wedde do). 1951 fand der erste Karnevalsumzug durch Hastenrath, Scherpenseel und Bohl-Volkenrath statt, bei dem eine große Zahl von Fußgruppen und Wagen begeistert gefeiert wurde. Ein Jahr später beteiligte ich mich erstmalig beim Eschweiler Rosenmontagsumzug mit unseren neuen rot-weißen Uniformen (den Vereinsfarben). Im September 1954 wurde zu meinem Stolz eine Standarte geweiht und wie es sich gehört, mit einem Kommers und Umzug gefeiert. Fast 21 Jahre lang war mein Mitgründer, Willi Engels, Vorsitzender, als er aus gesundheitlichen Gründen meine Geschicke in Jakob Kohl´s Hände legte. 1959 wurde ich um eine Gruppierung größer; eine Fanfarenkorps wurde gegründet.

Einen grossen Verlust erlitt ich im April 1960, als Mitgründer und Vizepräsident Engelbert Hilgers verstarb.

Durch eine Satzung und Eintragung ins Vereinsregister beim Eschweiler Amtsgericht darf ich mich seit 1961 EEFELKANK e.V. nennen.

Ein erster Prinz aus unseren Reihen regierte die Eschweiler Närrinnen und Narren zu meinem 25. Geburtstag und zwar Prinz Schäng I. (Jean Willms) mit Zeremonienmeister Kaspar Blaß. Aus gesundheitlichen mußte Hubert Seeger im September 1963 das seit 25 Jahren innegehabte Präsidentenamt niederlegen. Sein Nachfolger wurde Jakob Kohl, unterstützt von Karl Brinkmann als neuem Vorsitzenden. Nun war es deren Aufgabe, “mein Leben” zukunftsweisend zu führen.

In den nächsten Jahren wurde in gewohnter Weise zwischen Quellbach, Killewitchen und Omerbach, das karnevalistische Brauchtum gebührend gelebt. Sessionauftakte um den 11.11 herum, ausverkaufte Sitzungen, Bälle, sowie Sommerveranstaltungen für Jung und Alt wurden angeboten. Eine Krise mußte 1968 gemeistert werden. Der Präsident, Jakob Kohl, wollte sich privat verändern; Vorsitzender Karl Brinkmann trat aus beruflichen Gründen zurück; Geschäftsführer Willi Prost und auch 1. Kassierer Heinz Smeets legten ihre Ämter nieder. Damit ich aber weiter “leben” konnte, wurde auf einer neuen Versammlung ein neuer geschäftsführender Vorstand gewählt (Präsident: Peter Bach, Vorsitzender und Geschäftsführer: (wieder) Karl Bringmann und Willi Prost, Kassierer: August Hilgers).

1971 wurde eine neue Veranstaltung ins Leben gerufen, der Seniorennachmittag. Alle Mitbürger ab dem 65. Lebensjahr aus den südlichen Eschweiler Stadtteilen wurden eingeladen zu Kaffee, Kuchen und natürlich einem karnevalistischen Programm. Heute noch freue ich mich, dass diese Veranstaltung ein fester Bestandteil in unserer Programmpalette ist.

Zum 33jährigen Jubiläum wurde erstmalig meine neugeschaffene höchste Auszeichnung, nämlich der Hausorden, verliehen. Dieser wird an Mitglieder vergeben, welche sich um mein Wohl verdient machen.

Im Jahre 1973 hatte Werner Wolff einen guten Gedanken. Vorstand und Versammlung unterstützen den “Vater des Gedankens” ein Kinder- u. Jugendtrompeterkorps zu gründen.

Ebenfalls in diesem Jahr musste eine “neue Heimat” für die Veranstaltungen gefunden werden, da der Saal der Gaststatte Bingen künftig nicht mehr zur Verfügung stand. Die Schlagzeile   “Och one Binge on ohne Saal fiere mie noch Karneval” bewahrheitete sich. Nach langem Suchen wurde ich fündig. In der tiefsten Eifel wurde ein Zelt geholt und hinter der alten Schule errichtet. Alle Mühen waren vergessen, als die karnevalistischen Veranstaltungen losgingen und erstmalig 28 Jungen im Alter zwischen 7 und 13 Jahren, sprich Kinder- und Jugendtrompeterkorps, das Publikum begeisterten.

Als die Jahreshauptversammlung im März 1975 erfuhr, dass der Vorsitzende und Geschäftsführer nicht mehr kandidierten, stand ich ratlos da. Aber Unmögliches trat ein. Ein “fliegender Reporter” und eine “Hesse” wurden gewählt (Vorsitzender: Günter Kohl; Geschäftsführer: Horst Köster). Damit war eine Verjüngung in der Führungsetage eingetreten.

Ein weiteres großes Ereignis stand bevor. Ich sollte ein zweites Mal versuchen, für Eschweiler einen Prinzen zu stellen. Es gelang am 02.12.1977. Bei der Prinzenproklamation im Jan. 1978 wurden als Prinz Herbert I. (Herbert Beiß) und als Zeremonienmeister André Seeger inthronisiert. Beide vertraten mich hervorragend im Eschweiler Karneval.

1978 drehte sich  das Präsidentenkarussell erneut, Peter Bach tauschte, lt Vorstandsbeschluß, wieder den Sessel mit Jakob Kohl. Im Sommer 1980 übergab der 1. Vorsitzende Günter Kohl sein Amt aus beruflichen Gründen an Heinz Sauß. Zwei Jahre später trat das “Bäumchen-wechsele-dich”  wieder ein und zwar tauschte Jakob Kohl wieder mit Peter Bach. Zwei Büttenasse, Apolonia Prost und Anne Katharina Hilgers, verabschiedeten sich nach 15 gemeinsamen Jahren aus dem aktiven Narrenleben. Wer sie erlebte, weiß ich verlor.

Mittlerweile war das Trompeterkorps auch erwachen geworden. Das 25jährige Bestehen wurde mit einem Festabend in die Aula Patternhof und einem Open-Air-Konzert im Pfarrgarten gefeiert. Höhepunkt aber war eine Ägäis-Kreuzfahrt, die in Rhodos endete. Ein Jahr später stellte der 1. Kassierer August Hilgers seine Tätigkeit nach 16 Jahren ein. Sein Nachfolger wurde ein Mann, der von sich behaupten kann: Ich mache den Weg frei!, nämlich Alfons Risse. Einen endgültigen Abschied als Präsident nahm im Jahre 48 nach meiner Gründung Peter Bach. Heinz Sauß, bisher Vorsitzender, übernahm dieses Amt. 1. Vorsitzender wurde der Geschäftsführer (Horst Köster) und dessen Nachfolge trat Wilfried Engels an. Der Präsident bewies mit der Jubiläumssitzung in der Dürwißer Festhalle, dass er mit seinem Programm ein geschicktes Händchen hatte. Aber auch die Veranstaltungen im Laufe des Jahres waren ein voller Erfolg.

Im Jubeljahr bildete sich aus “Altaktivisten” eine neue Gruppierung, genannt “Ehrenrat”. Dreiunddreißig Jahre Trompeterkorps wurde anno 1992 gefeiert. Drei Tage lang wurde im Festzelt an der alten Schule mit Künstlern aus ganz Deutschland und befreundeten Korps gefeiert. Der Höhepunkt aber war eine dreiwöchige Reise nach Nambia. Ein karnevalistisches Jubiläum (55 Jahre) ließ man in der ausverkauften Dürwißer Festhalle in der Session 92/93 über die Bühne rollen. Der Ehrenrat präsentiert sich seit diesem Abend als “graue Panther”, optisch erkennbar an grauen Jacketts. Nicht nur ich hatte Geburtstag, auch die Brass-Els-Kapelle feierte in diesem Jahr ihr 22jähriges Bühnenjubiläum mit einer Veranstaltung im Pfarrgarten.

Ein Eefelkänker Prinz sollte 1993 in Eschweiler regieren. Aber es kam anders. Der Prinz wurde von einer anderen Karnevalsgesellschaft gestellt. Trotzdem wurde gefeiert wie es für Eefelkänker üblich ist.

1995 wurde nach erforderlicher Satzungsänderung die Gemeinnützigkeit beantragt. Ein Wechsel im geschäftsführenden Vorstand zeichnete sich ab. Alfons Risse kandidierte nicht mehr für den 1. Kassierer. Nachfolger wurde Hans-Konrad Willms.

Anfang 1996 wurde mir die vorläufige Gemeinnützigkeit zuerkannt. Heinz Sauß stellte sich nach zehnjährigem Präsidententum nicht mehr zur Neuwahl. Wilfried Engels bisheriger Geschäftsführer wechselte auf den Präsidentenstuhl und sein Nachfolger wurde René Vogel. Junges Blut regiert wieder.

Schon vielfach wurde es gesungen, und immer hat es sich bewahrheitet, das Lied: ” So krijje oss net kapott”. Es wurde in den Sessionen 53/54 und 72/73 gesungen und heute kann es auch gesungen werden, da der Verkauf der alten Schule bevorsteht und ich wieder eine neue Heimat bekommen muß. Aus dieser Verantwortung für mich entlasse ich euch erst dann, wenn ihr mir den Wunsch erfüllt habt. Ich möchte weiterhin im Aufschwung bleiben und mit euch unvergeßliche Erlebnisse feiern.

So könnte ich noch viel erzählen, von Korporalschaften, Tanzgruppen, Tanzmariechen und Tanzpaaren, vom Elferrat, der Brass-Els-Kapelle, den Kostömgruppen, sowie der Jugend- u. Kinderabteilung oder dem Trompterkorps EEFELKANK e.V. mit ihrem Kinder- und Jugendkorps und und und…… Aber auch Bilder sagen viel. Freuen Sie sich auf die nun folgenden Seiten, wo mein “junges” Leben in vielen Bildern, Geschichten und Berichte dargestellt ist

Eure EEFELKANK

(Auszug aus der Festschrift zum 60jährigen Jubiläum)